Was ist Visualtraining?

Visualtraining ist ein individuell zugeschnittenes Trainingsprogramm, das Entwicklungsdefizite im Sehen abbaut und Beschwerden lindert oder beseitigt. Dabei sollen die vier Teilbereiche des Sehens (siehe unten) durch gezieltes Üben auf ein gemeinsames hohes Niveau gebracht werden, um effektiver und leistungsfähiger sehen zu können.

Die Qualität des Sehens ist nicht nur von der Sehschärfe abhängig. Auch bei 100%iger Sehschärfe kann eine visuelle Wahrnehmungsstörung vorhanden sein, wenn ein Teilbereich des Sehens in der Entwicklung zurückbleibt. Je besser die einzelnen vier Fähigkeiten ausgebildet sind, desto genauer funktioniert unsere visuelle Wahrnehmung.

Funktionaloptometrie

Die Funktionaloptometrie ist ein wissenschaftliches Teilgebiet der Augenoptik, das sich mit der Sinneswahrnehmung Sehen des gesunden Auges beschäftigt.

Das Sehen wird während eines komplexen Lernprozesses nach der Geburt erlernt und bis ins Erwachsenenalter kontinuierlich verbessert und präzisiert. Während dieses Prozesses müssen folgende 4 Teilbereiche der Sehfunktion gleich gut ausgebildet werden:

1. Okkulomotorik

Augenbewegungen: Blicksprünge und Verfolgen von Objekten

2. Akkomodation

Einstellung der Augen auf einen scharfen Seheindruck

3. Vergenz

Exaktes Ausrichten des Augenpaares auf ein anvisiertes Objekt

4. Wahrnehmung

Aufnahme und Interpretation des Gesehenen im Gehirn

Was macht der Funktionaloptometrist?

Der Funktionaloptometrist misst, wie gut das Sehen entwickelt ist. Dabei kommt die 21-Punkte-Messung gemäß OEP (Optometric Extension Program) zum Einsatz, ein klassisches augenoptisches Messverfahren und die einzige Möglichkeit, das Sehvermögen – die Qualität des Akkommodation-Konvergenz-Zustandes – messtechnisch zu erfassen. Veränderungen und Defizite können danach objektiv und vergleichbar nachgewiesen und die Erfolgschance eines Visualtrainings benannt werden.

 

Der Funktionaloptometrist kann daraufhin eine Problemlösung empfehlen und ein Übungsprogramm zusammenstellen, das zu Hause täglich ca. 15 Minuten geübt wird. Alle zwei Wochen findet im Institut ein Termin statt, bei dem Probleme besprochen und  ein weiterführendes, auf die vorherigen Übungen aufbauendes neues Training eingeübt wird. Ziel des Trainings ist es, die erlernten Fähigkeiten ins tägliche Leben zu integrieren, um dauerhaft besser sehen zu können.

Einflüsse der Umwelt auf das Sehen

Die heutige Informationsdichte wird zu 90% über die Augen wahrgenommen. Im Job, in der Schule und auch im Alltag reduziert sich das Sehen zunehmend auf starre Sehaufgaben im Nahbereich (PC-Arbeit, steigendes Lesepensum). Diese einseitigen und z.T. falschen Sehgewohnheiten können zu negativen Auswirkungen auf die Wahrnehmungsleistung führen.

Selbst wenn der Optiker feststellt, dass zur Entstehung eines scharfen Bildes keine Sehhilfe (Brille, Linse oder Lupe) notwendig ist, kann es sein, dass z.B. Schüler Schwierigkeiten haben, einen schnellen Blicksprung vom Heft an die Tafel und zurück auszuführen oder es Erwachsenen schwer fällt, konzentriert Texte zu lesen.

Wann kann Visualtraining helfen?

  • Beschwerden am Bildschirmarbeitsplatz
  • Visuell bedingte Lese-/Rechtschreibschwäche bei Kindern:
    schlechtes Schriftbild, Ratelesen, Verwechseln von Buchstaben (p/q, d/b), Leseunlust, Weglassen von Endungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Häufige Kopfschmerzen
  • Häufig rote, tränende oder müde Augen
  • Erhöhte Blendempfindlichkeit
  • Kurzzeitiges Verschwommensehen beim Blickwechsel von Nähe zu Ferne oder umgekehrt
  • Unsicherheit im Dunkeln
  • Allgemeine Ungeschicklichkeit
  • Stress-Situationen (burnout u.ä.)
  • Prävention von Myopie (Kurzsichtigkeit)
  • Amblyopie (Schwachsichtigkeit) – vor allem bei Kindern